Die Nikolaikirche Stralsund ist eines der bedeutendsten sakralen Bauwerke der Hansestadt Stralsund und ein herausragendes Beispiel norddeutscher Backsteingotik. Mit ihrer beeindruckenden Architektur und reichen Geschichte zieht sie Besucher aus aller Welt an. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Geschichte, Architektur und Bedeutung dieser historischen Kirche.
Historischer Überblick
Die Nikolaikirche, benannt nach dem Schutzpatron der Seefahrer, dem Heiligen Nikolaus, wurde im Jahr 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Der Bau der Kirche begann jedoch bereits um 1234, was sie zu einer der ältesten Kirchen in Stralsund macht. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach umgebaut und erweitert, was zu ihrer heutigen Gestalt führte.
Die Nikolaikirche spielte eine zentrale Rolle im Leben der Stralsunder Bürger. Während des Mittelalters war sie nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern auch ein gesellschaftliches Zentrum. Die Kirche war eng mit der Geschichte der Hanse verbunden, einer mächtigen Handelsvereinigung norddeutscher Städte, zu der auch Stralsund gehörte.
Architektur und Baugeschichte
Die Nikolaikirche ist ein Meisterwerk der norddeutschen Backsteingotik, einer Baustilrichtung, die sich durch die Verwendung von Ziegelsteinen und kunstvolle Backsteinornamentik auszeichnet. Der Bau begann im 13. Jahrhundert und zog sich über mehrere Jahrhunderte hin. Besonders bemerkenswert sind die verschiedenen Baustile, die im Laufe der Zeit integriert wurden.
Die Kirche verfügt über zwei imposante Türme, von denen der südliche Turm mit einer Höhe von 103 Metern der höchste ist. Diese Türme dienten nicht nur religiösen Zwecken, sondern auch als Landmarken für die Seefahrer, die in den Hafen von Stralsund einliefen.
Das Innere der Kirche ist ebenso beeindruckend. Das Kirchenschiff ist geprägt von hohen, schlanken Säulen und einem prächtigen Gewölbe. Besonders sehenswert sind die kunstvollen Glasfenster, die das Licht in verschiedenen Farben in das Innere der Kirche einfallen lassen und eine spirituelle Atmosphäre schaffen.
Bedeutung der Nikolaikirche in der Hansezeit
Während der Blütezeit der Hanse spielte die Nikolaikirche eine zentrale Rolle im Leben der Stadt. Sie war nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Treffpunkt für die Kaufleute und Bürger Stralsunds. Die Kirche diente als Veranstaltungsort für wichtige städtische Versammlungen und war ein Symbol für den Wohlstand und die Bedeutung Stralsunds als Handelsstadt.
Die enge Verbindung der Nikolaikirche mit der Hanse zeigt sich auch in den zahlreichen Stiftungen und Spenden, die von wohlhabenden Kaufleuten gemacht wurden. Diese finanzielle Unterstützung ermöglichte den Bau und die Verschönerung der Kirche. Zahlreiche kunstvolle Altäre und Kapellen innerhalb der Kirche sind Zeugen dieser großzügigen Spenden.
Kunstwerke und Schätze der Nikolaikirche
Die Nikolaikirche beherbergt eine Vielzahl von Kunstwerken und Schätzen, die ihre Bedeutung als religiöses und kulturelles Zentrum unterstreichen. Besonders hervorzuheben ist der Hochaltar aus dem 15. Jahrhundert, der zu den bedeutendsten Kunstwerken der Kirche zählt. Der Altar ist reich verziert und zeigt Szenen aus dem Leben Jesu und der Heiligen.
Ein weiteres Highlight ist die astronomische Uhr aus dem Jahr 1394. Diese Uhr ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Ingenieurskunst und zeigt nicht nur die Zeit, sondern auch den Stand der Planeten und die Mondphasen an. Die Uhr ist bis heute funktionsfähig und zieht zahlreiche Besucher an.
Auch die Orgel der Nikolaikirche ist von besonderer Bedeutung. Sie wurde im 19. Jahrhundert von dem berühmten Orgelbauer Friedrich Albert Mehmel erbaut und zählt zu den größten und klangschönsten Orgeln in Norddeutschland. Regelmäßig finden in der Kirche Orgelkonzerte statt, die Besucher aus nah und fern anlocken.
Die Nikolaikirche während der Reformation und im 30-jährigen Krieg
Die Reformation brachte große Veränderungen für die Nikolaikirche mit sich. Im Jahr 1524 wurde in Stralsund der lutherische Gottesdienst eingeführt, und die Nikolaikirche wurde eine evangelisch-lutherische Kirche. Dies führte zu einer Umgestaltung des Innenraums und einer Neuausrichtung der liturgischen Praxis.
Während des 30-jährigen Krieges erlitt Stralsund schwere Schäden, doch die Nikolaikirche blieb weitgehend verschont. Sie diente in dieser Zeit als Zufluchtsort und Symbol der Hoffnung für die Bürger der Stadt. Nach dem Krieg wurde die Kirche weiter ausgebaut und verschönert, was ihre Stellung als wichtigstes Gotteshaus der Stadt weiter festigte.
Die Nikolaikirche in der Neuzeit
In den letzten Jahrhunderten erlebte die Nikolaikirche zahlreiche Restaurierungen und Erneuerungen. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Stralsund schwer beschädigt wurde, mussten umfangreiche Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Dank des Engagements der Bürger und zahlreicher Spenden erstrahlt die Kirche heute wieder in altem Glanz.
Heute ist die Nikolaikirche nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern auch ein kulturelles Zentrum. Regelmäßig finden Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen statt, die Besucher aus aller Welt anziehen. Die Kirche ist ein lebendiger Teil der Stralsunder Gemeinschaft und ein Symbol für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe der Stadt.
Die Nikolaikirche Stralsund als UNESCO-Weltkulturerbe
Im Jahr 2002 wurde die Altstadt von Stralsund zusammen mit der Nikolaikirche in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Diese Auszeichnung würdigt die herausragende Bedeutung der Kirche und der Stadt für die Geschichte und Kultur Norddeutschlands und Europas.
Die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Nikolaikirche zu schärfen und ihre Erhaltung und Pflege zu sichern. Zahlreiche Projekte zur Restaurierung und Konservierung wurden seither durchgeführt, um die Kirche für zukünftige Generationen zu bewahren.
Fazit
Die Nikolaikirche Stralsund ist weit mehr als nur ein beeindruckendes Bauwerk. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der Geschichte, Kultur und Spiritualität der Hansestadt Stralsund. Mit ihrer reichen Geschichte, ihrer beeindruckenden Architektur und ihren zahlreichen Kunstschätzen zieht sie Besucher aus aller Welt an und spielt eine zentrale Rolle im kulturellen Leben der Stadt.
Die Kirche ist ein Symbol für den Wohlstand und die Bedeutung Stralsunds während der Hansezeit, ein Ort der spirituellen Erneuerung während der Reformation und ein Zeichen der Hoffnung und des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges und des Zweiten Weltkriegs. Heute ist die Nikolaikirche ein kulturelles Zentrum und ein lebendiger Teil der Stralsunder Gemeinschaft.
Die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe hat die Bedeutung der Nikolaikirche weiter unterstrichen und dazu beigetragen, ihre Erhaltung und Pflege zu sichern. Sie bleibt ein herausragendes Beispiel norddeutscher Backsteingotik und ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und Kultur der Hansestadt Stralsund.
Weiterführende Links:
Ein weiteres Meisterwerk der Backsteingotik: Die Maria-Magdalenen Kirche in Eberswalde
Titel-Foto von Tino Schmidt: https://www.pexels.com/de-de/foto/rathaus-von-stralsund-898577/
Foto der astronomischen Uhr: von Rainer Halama